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Zentimeter von Andreas linker Schulter entfernt schlugen die
Kugeln in den Felsen. Wie durch ein Wunder ließen ihn die
heulenden Querschläger unverletzt. Andrea wußte, daß die
Männer das nächste Mal besser zielen würden. Er warf sich zur
Seite, verlor das Gleichgewicht und das bißchen Halt, das er
gehabt hatte, und rutschte und taumelte hilflos die Geröllhalde
hinunter. Auf seinem Weg den Abhang hinunter schlugen viele
Kugeln dicht neben ihm ein, denn die Cetniks, die jetzt
überzeugt davon waren, daß Andrea der einzige war, gegen den
sie noch kämpfen mußten, waren aufgestanden, direkt an den
Fluß herangetreten und konzentrierten ihr Feuer auf Andrea.
Zum Glück für Andrea dauerte diese Konzentration nur einige
Sekunden. Reynolds und Maria kamen aus dem Schutz des
Felsblocks hervor und rannten das Ufer entlang. Immer wieder
blieben sie für Augenblicke stehen, um auf die Cetniks am
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anderen Ufer zu feuern, die sofort Andrea vergaßen, weil sie
sich gezwungen sahen, einer neuen und unerwarteten
Bedrohung zu begegnen. In diesem Moment prallte Andrea,
der in der Mitte einer kleinen Steinlawine immer noch wild,
aber hoffnungslos darum kämpfte, seinen Fall zu bremsen, hart
auf dem Ufer auf, schlug mit dem Kopf gegen einen großen
Stein und brach zusammen. Kopf und Schultern hingen über
dem reißenden Strom, der unter ihm vorbeiwirbelte.
Reynolds warf sich flach auf das Schiefergestein am
Flußufer, zwang sich, die Kugeln zu ignorieren, die rechts und
links von ihm einschlugen und über ihn hinwegpfiffen, und
zielte langsam und sorgfältig. Er feuerte, bis das Magazin
seiner Schmeisser leer war. Die drei Cetniks brachen tot
zusammen. Reynolds stand auf. Erstaunt bemerkte er, daß
seine Hände zitterten. Er blickte zu Andrea hinüber, der
bewußtlos und gefährlich nahe am Uferrand lag, machte ein
paar Schritte in seine Richtung, schaute prüfend umher und
drehte sich um, als er ein leises Stöhnen hinter sich hörte.
Reynolds rannte los.
Halb sitzend, halb liegend kauerte Maria am steinigen Ufer.
Mit beiden Händen umklammerte sie ihr Bein direkt über dem
rechten Knie. Blut sickerte zwischen ihren Fingern hindurch.
Ihr Gesicht, das immer sehr blaß war, hatte jetzt eine aschgraue
Tönung und war schmerzverzerrt. Reynolds fluchte bitter, aber
lautlos, holte sein Messer hervor und begann, den Stoff um die
Wunde herum abzuschneiden. Sanft zog er den Stoff weg, der
die Wunde bedeckte, und lächelte dem Mädchen ermutigend
zu. Sie hatte ihre Unterlippe zwischen die Zähne gezogen und
blickte ihn unverwandt aus tränenverschleierten Augen an.
Es war eine scheußliche Fleischwunde, aber Reynolds sah
sofort, daß sie nicht gefährlich war. Er griff nach seinem
Verbandskasten, lächelte ihr ermutigend zu und vergaß im
gleichen Augenblick, was er eigentlich hatte tun wollen:
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Marias Augen waren vor Entsetzen geweitet, sie schaute zu
Andrea hinüber.
Reynolds fuhr herum. Droshny hatte sich gerade über den
Uferrand heraufgezogen, war aufgestanden und ging jetzt
zielbewußt auf Andrea zu. Reynolds nahm an, daß Droshny
den bewußtlosen Mann in die Schlucht stürzen wollte.
Reynolds nahm seine Schmeisser und zog den Abzug durch.
Die einzige Folge war ein Klicken er hatte vergessen, daß er
das Magazin leergeschossen hatte. Der Panik nahe, blickte er
sich nach Marias Gewehr um, konnte es nirgends entdecken,
konnte aber auch nicht länger warten. Droshny war nur noch
ein paar Schritte von Andrea entfernt. Reynolds packte sein
Messer und rannte das Ufer entlang. Droshny sah ihn kommen,
und er sah auch, daß Reynolds nur mit einem Messer bewaffnet
war. Er lächelte böse, nahm eines seiner tückischen, gebogenen
Messer aus seinem Gürtel und wartete.
Die beiden Männer gingen langsam aufeinander zu und
umkreisten einander vorsichtig. Reynolds hatte noch nie in
seinem Leben in der Wut ein Messer gehandhabt, und deshalb
machte er sich keine Illusionen über seine Chancen. Hatte
Neufeld nicht gesagt, daß Droshny der beste Messerkämpfer
im ganzen Balkan sei? Jedenfalls sah er zweifellos so aus,
dachte Reynolds. Sein Mund war völlig ausgetrocknet.
Dreißig Meter entfernt kroch Maria, schwindlig und schwach
vor Schmerzen, ihr verwundetes Bein hinter sich herziehend,
zu der Stelle, an der sie ihrer Ansicht nach ihr Gewehr hatte
fallen lassen, als sie getroffen worden war. Nach einer
Ewigkeit wenigstens kam es ihr so vor fand sie es halb
verborgen zwischen den Felsen. Halb ohnmächtig vor
Schmerzen zwang sie sich, sich aufzusetzen, und hob das
Gewehr an die Schulter. Dann senkte sie es wieder.
Sie erkannte, daß es in der augenblicklichen Situation
unmöglich für sie war, Droshny zu treffen, ohne fast ebenso
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sicher Reynolds zu treffen. Sie hätte sogar Reynolds töten und
Droshny überhaupt nicht treffen können. Denn beide Männer
standen ganz dicht voreinander, und die linke Hand des einen
umklammerte die Rechte des anderen, die das Messer hielt.
Die Augen, in denen noch vor einem Moment Schmerz und
Schrecken und Furcht gestanden hatten, drückten jetzt nur noch
eins aus Verzweiflung.
Wie Reynolds kannte auch Maria Droshnys Ruf aber im
Gegensatz zu Reynolds hatte Maria Droshny mit diesem
Messer töten sehen und wußte nur zu gut, wie tödlich die
Kombination dieses Mannes und dieses Messers war. Ein Wolf
und ein Lamm, dachte sie, ein Wolf und ein Lamm. Wenn er
Reynolds umgebracht hat ihre Gedanken wirbelten
durcheinander , werde ich ihn umbringen. Aber erst würde
Reynolds sterben, das konnte sie nicht verhindern. Und dann
verschwand die Verzweiflung aus ihren Augen und machte
einer verzweifelten Hoffnung Platz, denn sie wußte mit
instinktiver Sicherheit, daß man, wenn man Andrea an seiner
Seite hatte, die Hoffnung nie aufgeben mußte.
Nicht daß Andrea bis jetzt an irgend jemandes Seite war. Er
hatte sich mühsam auf Hände und Knie hochgerappelt und
starrte verständnislos auf das weiße wirbelnde Wasser hinunter
und schüttelte seinen Löwenkopf hin und her, um die Schleier
vor seinen Augen zu verscheuchen. Und dann erhob er sich,
immer noch den Kopf schüttelnd, und als er aufrecht dastand,
schüttelte er nicht mehr den Kopf. Trotz ihrer Schmerzen
lächelte Maria.
Langsam und unerbittlich drehte der riesige Cetnik Reynolds
Hand, die das Messer hielt, von sich weg und brachte
gleichzeitig die scharfe Spitze seines eigenen Messers näher an
Reynolds Kehle. Reynolds schweißnasses Gesicht spiegelte
seine Verzweiflung und sein Erkennen der bevorstehenden
Niederlage und des drohenden Todes wider. Er schrie vor
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Schmerz auf, als Droshny sein Handgelenk so weit umdrehte,
daß es fast brach, und ihn damit zwang, die Hand zu öffnen
und das Messer fallen zu lassen. Im gleichen Moment versetzte
Droshny ihm einen tückischen Stoß mit dem Knie und befreite
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